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Leipziger Volkszeitung

07. September 2007

Endrunde beim Stadtwerke-Verkauf

Nur noch drei Bieter sollen im Rennen sein / Die Linke beantragt Abbruch der Verhandlungen

 

Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) treibt die Teilprivatisierung der Stadtwerke voran: Mehrere Kaufinteressenten haben Schreiben erhalten, in denen „Endverhandlungen“ angekündigt werden. Diese sollen in der nächsten Woche beginnen und innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sein. Die Fraktion Die Linke will im Stadtrat beantragen, die Verhandlungen abzubrechen.
„Nach wie vor gibt die Geschäftsführung keinerlei Auskünfte über das laufende Verfahren“, ließ gestern Hans-Joachim Klein von der Stadt-Holding Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) verlauten, als er nach dem Verhandlungsstand gefragt wurde. Recherchen ergaben allerdings, dass Klein mehreren Bietern Schreiben zugestellt hat, mit denen die letzte Verhandlungsrunde eingeläutet wird. Jetzt sollen nur noch drei Kaufinteressenten im Rennen sein.
Bei diesen Endverhandlungen will die Stadt die Gesamtkonzepte der verbliebenen Bieter aus ihrer Sicht „stimmiger“ machen. Es wird über Veränderungen in Details geredet, für mehr Rechtssicherheit gesorgt und versucht, den Kaufpreis nach oben „anzupassen“. Die Endverhandlungen sollen im Oktober abgeschlossen sein, damit der Stadtrat am 14. November das Geschäft perfekt machen kann. Als Kaufpreis steht eine Summe von 360 Millionen Euro im Raum.
In der Branche heißt es auch, dass der Bieterkreis nur noch aus dem Karlsruher Energieversorger EnBW, dem französischen Umweltdienstleister Veolia und der Leipziger Energie Holding Sachsen besteht; letztere gehört zum Imperium des russischen Milliardärs Viktor Wekselberg. Die Unternehmen Gaz de France und Electrabel seien ausgeschieden, weil ihre Fusionsverhandlungen bei der Kaufabwicklung Probleme aufwerfen könnten. Der schwedische Multi Vattenfall soll schlechte Karten haben, weil er ein Staatskonzern ist.
Die Fraktion Die Linke hat gestern angekündigt, dass sie im Stadtrat einen Abbruch und Neubeginn des Bieterverfahrens beantragen wird. Dies sei notwendig, weil Unterhändler der Stadt Fristen missachtet und Bietern Nebenangebote gemacht haben sollen. Die Linke bezieht sich damit auf Informationen, nach denen der amerikanische Finanzinvestor Cerberus (Chrysler-Käufer) nach seinem Ausscheiden Kontakt mit Jung gesucht haben soll, um wieder in den Kreis der Bieter aufgenommen zu werden. Der Hedgefonds sei daraufhin von Leipzigs Unterhändlern aufgefordert worden, die reine Kaufsumme seines Angebotes auf 400 Millionen Euro aufzustocken, heißt es. Dies hätten die Amerikaner aber abgelehnt. Nach Ansicht der Linken besteht die Gefahr, dass das Verfahren angefochten wird. Wie berichtet, soll der Hedgefonds ursprünglich für die Stadtwerke-Anteile einen Kaufpreis von 325 Millionen Euro geboten und zusätzlich offeriert haben, eine Zentrale des US-amerikanischen Automobilgiganten Chrysler nach Leipzig zu verlegen und dadurch über 200 neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Andreas Tappert