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Leipziger Volkszeitung |
05. Oktober 2007 |
Bedenken zur Privatisierung
CDU-Arbeitnehmer fordern Kreispartei zur Diskussion auf |
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Im Leipziger Stadtrat steht die CDU-Fraktion
gemeinsam mit der SPD und Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) für die
geplanten Teilprivatisierungen der Stadtwerke und anderer kommunaler
Firmen. Bei den Christdemokraten sind die Reihen offenkundig nicht fest
geschlossen. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) macht
in einem der LVZ vorliegenden Brief an den CDU-Kreisvorstand erhebliche
Bedenken geltend.
So fordern die CDU-Arbeitnehmer, dass die Kreispartei sich zum Thema
Privatisierung „eigenständig sachkundig und auch positionieren“ müsse.
Dieses sei bisher nicht umfassend geschehen. Die CDA habe sich mit einer
Ausnahme „bewusst“ nicht positioniert, sondern wolle eine „ergebnisoffene
Diskussion“, heißt es in dem vom Matthias von Hermanni (Ex-Chef des bfb)
unterzeichneten Schreiben. Die Ausnahme: Wassergewinnungsgebiete dürften
auf keinen Fall verkauft werden. Sie gehörten „eindeutig und grundsätzlich
– ähnlich wie Luft und Sonne – in den öffentlichen Bereich“. Die dann im
Brief aufgestellten Thesen lesen sich kritisch zum Thema Privatisierung.
Die CDA habe absichtlich die Rolle des Bedenkenträgers eingenommen, um
„möglichst schnell“ in einen positiven Dialog zu kommen, heißt es dazu
beschwichtigend.
Zum geplanten Verkauf von 49,9 Prozent der Stadtwerke-Anteile merken die
Unions-Arbeitnehmer an, dass der Investor das Wachstum des Unternehmens
behindern und so einen Wettbewerber in seinem Markt ausschalten könnte.
Auch die Stadtwerke benötig-ten für die Weiterentwicklung
Investitionsmittel. Wenn diese von der Kommune nicht aufgebracht werden
könnten, werde aus der Teilprivatisierung „sehr schnell eine
Minderheitsbeteiligung“.
Die Stadtwerke, so heißt es in dem Brief weiter, hätten in den vergangenen
15 Jahren über eine Milliarde Euro investiert. 70 Prozent der Aufträge
seien in der Region vergeben worden. Durch externe Investoren könnten
Synergieeffekte hergestellt werden. Folglich sei nicht auszuschließen,
dass weniger Aufträge hier blieben. Bei einer Reduzierung von Aufträgen im
Volumen von 50 Millionen Euro „käme es somit zum Wegfall von 1000
Arbeitsplätzen in der Region“, wird befürchtet.
Anders klingen die Töne in dem Schreiben zur Leipziger Wohnungs- und
Baugesellschaft (LWB). Es wird auf das Beispiel Dresden verwiesen. Dort
wurde die kommunale Wohnungsgesellschaft komplett veräußert, Dresden ist
damit schuldenfrei. „Die Situation in Leipzig ist vergleichbar“, meint die
CDA. Die LWB sei, ähnlich wie einst das Dresdner Pendant, finanziell nicht
in der Lage, den Wohnungsbestand zu sanieren. „Würde durch den Verkauf ein
enormer Investitionsschub ausgelöst“, würden damit dem Handwerk erhebliche
Aufträge zufließen?“, wird gefragt, um gleich die Schlussfolgerung zu
ziehen: „Zusätzliche Arbeitsplätze wären die Folge.“
Auch das Mietpreisargument lässt die CDA nicht gelten. Selbst wenn es zu
Erhöhungen käme, würden beim finanziell schwächeren Bevölkerungsteil die
Aufwendungen schließlich von der öffentlichen Hand aufgefangen.
Ulrich
Milde |
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