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Privatisierung - Fragen
und Antworten |
Ist es nicht egal,
wenn die Stadtwerke bzw. Anteile daran verkauft werden, die Preise sind
doch ohnehin sehr hoch ? |
Ja, die Preise sind nicht die günstigsten
in Deutschland, aber was Strom und Fernwärme betrifft, gelang es immerhin,
die Preise in der letzten Zeit zu senken, während die privaten Versorger
wie envia-m ihre Tarife weiter erhöhen. Ein privater Investor hätte kein
Interesse daran, die Preise in Leipzig zu senken. Die Gewinne der
Stadtwerke kommen der Stadt und damit den Bürgerinnen und Bürgern zugute -
nach der Privatisierung fließt dieses Geld sonst wohin. |
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Wenn die Stadtwerke
bzw. Anteile daran
verkauft werden, fließt doch Geld in die
Stadtkasse ? |
Ja,
aber bei einem Anteilsverkauf der Stadtwerke von 49,9% ginge ein
Gewinnanteil von ca. 82 Mio. € (nach Prognose der Stadtwerke) bis 2010 an
den Investor. Selbst wenn der gesamte Verkaufserlös von vielleicht 300 Mio
€ zur Schuldentilgung einsetzt wird: Der Gewinn der Stadtwerke geht auch
danach noch zu 49,9% an den Teilhaber. |
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Kann nicht ein neuer Partner die Geschäfte
verbessern, indem er seine Erfahrungen und Verbindungen einbringt? |
Möglich, aber um welchen Preis? Bezieht der Partner
beispielsweise Gas von einem anderen Lieferanten, so verliert das größte
private Unternehmen in Leipzig, die Verbundnetz Gas AG, einen seiner
wichtigsten Abnehmer und Leipzig Arbeitsplätze.
Wenn der Einkauf oder die Abrechnung vom neuen Partner
übernommen werden, erfolgen diese Tätigkeiten dann in Düsseldorf, Essen
oder Hamburg. Zur Zeit beschäftigen die Abrechnungsgesellschaften der
Stadtwerke rund 200 Leute.
Wenn die IT-/Softwarebetreuung vom neuen Partner übernommen
wird, dann gehen möglicherweise 135 Arbeitsplätze verloren. In der
Kommunikationstechnik sind ca. 85 Menschen beschäftigt. Beide Unternehmen
erwirtschaften Gewinne in Millionenhöhe.
Und
Fakt ist: Ein Investor sichert sich im Kaufvertrag weitgehende Rechte, die
Unternehmenspolitik mitzubestimmen - selbst bei einer
Minderheitsbeteiligung. Keine wichtige Entscheidung der Stadtwerke mehr
ohne „grünes Licht“ aus Düsseldorf, Essen oder Hamburg !? |
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Es ist immer wieder von Arbeitsplätzen, die gefährdet sind, die Rede.
Stimmt das? |
Zumindest besteht die Gefahr, dass beim Anteilsverkauf der
Stadtwerke Tocherfirmen geschlossen werden müssen, weil deren
Dienstleistungen anderswo erbracht werden (wie oben geschildert). Es gibt
außerdem Beispiele von Privatisierungen, bei denen dem Investor eine feste
Mindest-Rendite garantiert wurde. Wie wird man diese erzielen, wenn sie am
Markt nicht zu erwirtschaften ist?
Die vermeintlich
bessere Effizienz und Profitabilität von Privatunternehmen gegenüber
öffentlichen beruht nicht selten darauf, dass den Mitarbeitern
einfach schlechtere Konditionen aufgezwungen werden (= mehr Arbeit für
weniger Geld). |
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Die Stadt hat mehr als 1 Mrd. € Schulden – da muss man das „Tafelsilber“
eben verkaufen, nicht ? |
Es
geht nicht nur Leipzig so: Fast alle deutschen Großstädte sind hoch
verschuldet. Da scheint etwas mit der Gemeindefinanzierung nicht zu
stimmen. Aber ist der Verkauf kommunalen Vermögens, wie z.B. der WOBA in
Dresden, eine nachhaltige Lösung, wenn sich an der Grundsituation nichts
ändert? Und: Die kommunale Daseinsvorsorge ist kein „Tafelsilber“, sondern
notwendiges Geschirr. Wenn es verkauft wird, bezahlen wir sozusagen noch
für den Teller, von dem wir essen. |
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Haben die Bürgerinnen und Bürger Vorteile
aus der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV)?
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Ja,
die Preise der Leipziger Verkehrsbetriebe sind großenteils subventioniert,
um den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt die notwendige Mobilität zu
anbieten zu können. Dabei gibt es die Chance, soziale Aspekte zu
berücksichtigen.
Die
Gewinne von Stadtwerken und Kommunalen Wasserwerken werden in der Holding
LVV mit den notwendigen Subventionen steuermindernd verrechnet.
Die
Abnahme der Verkehrsleistungsfinanzierung und Auszahlungen durch die LVV
ermöglichen der Stadt Leistungen anzubieten, die über die
Pflichtleistungen hinausgehen. |
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Was kümmert mich die Straßenbahn, ich fahre
ohnehin mit dem Auto... |
Die
Leipziger Verkehrsbetriebe haben 100.000.000 Beförderungen im Jahr, wenn
das Angebot schlechter wird, müssen viele aufs Auto umsteigen. Das
Verkehrschaos wäre vorprogrammiert. Die Straßenbahn, ausgelastet wie bei
den Leipziger Verkehrsbetrieben, ist eine ökologisch und ökonomisch sehr
sinnvolle Verkehrsform. Eine Verschlechterung des Angebotes des ÖPNV
bedeutet mehr Individualverkehr, mehr Umweltverschmutzung, mehr Lärm, ist
nicht zuletzt unsozial - bedeutet kurz: Schlechtere Lebensqualität
in unserer Stadt! |
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